Montag, 4. August 2008

1 Week - still alive

Liebe Leute,

ich bin mittlerweile seit einer Woche in der bolivianischen Hauptstadt La Paz und es gibt Einiges zu erzaehlen. Da ich letzte Woche einige Tage nicht in der Stadt sondern in einem kleinen Dorf ca. eine Busstunde von hier entfernt war, konnte ich auch leider nicht in meinem Blog schreiben. Nachdem wir die rigurose Busfahrt in das Dorf namens Achocalla ueberlebt hatten - der Bus ist mehrmals fast einen Abhang hinuntergestuerzt- , da die unausgebauten Strassen (besser gesagt: Sandwege) teilweise unbefahrbar sind, kamen wir in dem laendlichen Andendorf an, wo wir 3 Tage verbrachten. Jedoch ist dieses Dorf nicht eines, wie man es aus Deutschland kennt, sondern eher eine Ansammlung verkommener Baracken oder unfertiger Haeuser. Tiere laufen auf den "Strassen" umher und alte Dorfbewohner sitzen am Strassenrand. Die unindustrialisierte Landschaft gleicht der - wie sie bei uns im fruehen 19. Jahrhundert wohl gewesen sein mochte. Unsre Gruppe hingegen tagte und naechtigte nicht in einer solchen "Bauernbaracke" sondern - im deutlichen Kontrast dazu - in einer riesigen Landhausvilla mit riesigem Grundstueck. Das Panorama, welches sich uns von unserer Finca aus offenbarte, ist fast unbeschreiblich: Blick ueber das gesamte Andental, eine unberuehrte Landschaft, wie sie in Deutschland nirgendwo vorzufinden ist, am Horizont die schneebedeckten 6000er Berge... einfach der Wahnsinn.
Die Temperatur hier ist sehr gewoehnungsbedeurftig, um nicht zu sagen unertraeglich. Tagsueber verbrennt dir die Sonne die Haut bei ueber 30 Grad und Nachts gefriert das Wasserglas neben meinem Bett. Das Duschwasser ist wenigstens warm, wenn es jedoch ueberhaupt fliest; vor 2 Tagen beispielsweise musste ich mich morgens mit einer halb - gefrorenen Flasche Trinkwasser duschen, da aus der Leitung kein Tropfen Wasser kam-> das regt den Kreislauf an ;)
Mittlerweile ist ca. die Haelfte unsrerer Gruppe von 15 Voluntaeren erkrankt - hauptsaechlich an Durchfall und Erbrechen. Das liegt daran, dass es hier in der Dritten Welt viele Bakterien und Keime gibt (v.a. im Essen), die wir Europaerer nicht gewohnt sind. Ich hingegen bin Gottseidank noch relativ fit.
Was es noch zu sagen gibt ist, das die Stadt La Paz seit einigen Tagen sehr unruhig geworden ist, was auf politische Gruende zurueckzufuehren ist. Am 10. August findet in Bolivien naemlich ein sog. revocatorio (dt. Misstrauensvotum) statt. Hierbei versuchen einige Interessensparteien (grossteils aus dem bolivianischen Tiefland) den gegenwaertigen Presidenten Evo Morales zu stuerzen. Die Bevoelkerung hier in La Paz steht jedoch voll hinter Evo Morales, da er die Interessen der indigenen Bevoelkerung hier im Hochland unterstuezt. Die Unruhen aeussern sich in Strassenblockaden und Aufstaenden hier im Zentrum von La Paz: vor einigen Tagen sprengten Demonstranten den Eingangsbereich der internationalen Postbehoerde hier in La Paz mit Dynamitstangen in die Luft u.a. - nun wir koennen nur hoffen, dass jener 10. August moeglichst schnell vorbeigeht... aber trotz Allem besteht kein Grund zur Sorge, da in unserem Viertel bisher alles ruhig ist.
Aus musikalischer Sicht koennte es mir hier nicht besser gehen: Reggaeton in all seiner Vielfalt, ueberall und zu jeder Tageszeit... d.h. alles, was ich zum Leben brauche. Was mich jedoch wahnsinnig aufregt ist, dass Daddy Yankee im April hier in La Paz war und ich ihn somit verpasst habe. Jedoch werde ich zusammen mit einem Freund demnaechst zu einem Reggaeton-Konzert nach Santiago de Chile fahren (Santiago laesst sich mit dem Bus von hier in ca. 8 Stunden erreichen).
AUS war ich bis jetzt noch nicht, da wir alle von der Hoehenumstellung noch sehr geschwaecht sind und deshalb abends immer total muede. Aber morgen werden wir mit ein paar bolivianischen Freunden ausgehen - denn Mittwoch ist Nationalfeiertag. Was irgendwie lustig ist, ist, dass die Feiertagsfeierlichkeiten (Umzuege usw.) schon heute stattfinden, damit die Leute dann am Mittwoch ihren Rausch vom Dienstagabend ausschlafen koennen; nun der Alkoholkunsum hier in Bolivien ist unermesslich. Das liegt daran, dass die Leute sich hier so zudroehnen muessen, um den Schmerz der Armut so zu uebertoenen. Doch nicht nur der Alkoholkomsum ist heftiger als in Deutschland, sondern auch die Feierlichkeiten fallen lauter und bunter aus: die Menschen tanzen auf der Strasse, musizieren, feiern, trinken ...
Heute in der frueh waren wir alle beim Amtsarzt, um ein aerztliches Gutachten fuer unser Visum zu erhalten; und die Untersuchungen dauerten ewig: meines Achtens reine Schikane, denn was hat meine Blutgruppe, Blutdruck und Zahnstellung mit einem Visum zu tun. Aber die Schikane von sog. "Gringos" (wie man uns beleidigenderweise oftmals nennt), gehoert hier zum Alltag.

Das wars auch wieder fuer heute, es ist 16 Uhr und ich geh jetzt bisschen pennen, da ich schon seit 7 Uhr wach bin und so ein Tag in La Paz wahnsinnig muede macht. Zu arbeiten beginne ich zwar erst uebernaechste Woche, jedoch muessen wir uns bald alle fuer eine Projektstelle entscheiden. Deshalb werde ich mir in den naechsten Tagen mal alle Projekte anschauen...
Ich bemuehe mich auch darum, moeglichst bald Bilder hochzuladen.

Bis dann, Sebi

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich vermiss dich :-( warum 1 ganzes Jaahhhrr???

Anonym hat gesagt…

Sebi wahrscheinlich wird es so sein das du dann bald der neue Revolutionär von Bolivien wirst (den BArt dazu hast du ja schon)...ich wünsch dir ne schöne Zeit da unten
gruss robin

Anonym hat gesagt…

hey Sebi!
dein Blog gefällt mir jetzt schon :)
Ist echt spannend die Geschichten zu lesen. Nur weiter so und setz deine Revolutionär-mütze scho auf ;)
Gruss Zsolt

Anonym hat gesagt…

ich wusste doch schon immer dass du schwul bist. naja deiner heimlicher verehrer namens anonym hat bestimmt ein enges asshole. ... omg wieso heiss ich jetzt anonym.........