Donnerstag, 14. August 2008

Neues aus La Paz

Hi Friends,

nun hab ich endlich mal wieder Zeit gefunden, um in meinem Blog weiterzuschreiben. Es gibt mal wieder viel zu erzählen.
Gut, erst einmal sehe ich mich dazu verpflichtet, meine einstige Aussage über die Menschen hier in La Paz zu modifizieren oder besser gesagt zu detailisieren. Als ich nämlich in meinem zweiten Blog-Eintrag schrieb, den Menschen hier in Bolivien sei der „Schmerz ins Gesicht geschrieben“, meinte ich nicht, die Menschen würden hier definitiv leiden und seien deswegen uns ‚Ausländern’ gegenüber unfreundlich oder missgünstig. Nein, ganz im Gegenteil, die Menschen hier halten sehr viel von uns Deutschen und schätzen uns sehr hoch. Als ich beispielsweise mit 2 Kollegen einen kleinen Laden in La Paz betrat, um ein paar Souvenirs zu kaufen, überlies uns die Ladenbesitzerin kurzzeitig ihr Geschäft, um Babynahrung für ihr kleines Kind aus einem Nachbarladen zu besorgen. Sie meinte, wir sollten auf ihren Laden kurz aufpassen, denn „uns Deutschen könne man immer vertrauen“.
Ein anderer kleiner Erfolg, den ich vor einigen Tagen verzeichnen konnte, war, dass ich dem Besitzer des Internetcafes von nebenan gezeigt habe, wie man ganz einfach mehrere Fotos verkleinern und dann auf ein Blatt Papier drucken kann, nachdem jener dies über eine halbe Stunde vergebens versucht hatte. Dies sind die kleinen Schritte der Entwicklungsarbeit, die ich hier vollziehe, die aber wieder neue Motivation für neue Anstrengung mit sich bringen.
Am Freitag praktizierte ich erstmals Sport hier in La Paz. Der Sport nennt sich Walley-Ball und erinnert doch sehr an unser Volley-Ball, obwohl die Regeln doch etwas anders sind. So wird Walley-Ball in einer sehr kleinen Halle gespielt, die eher an einen Squash-Court erinnert und durch ein Netz in 2 Hälften unterteilt ist. Da es bei diesem Spiel erlaubt ist, Wände und Decke als Bande zu benutzen, ist Walley-Ball ein schnelleres und deshalb auch konditionell anspruchsvolleres Spiel als unser Volley-Ball. Kann sein, dass mir dies aber auch nur so vorkommt, da die Höhe von 3600 Metern uns immer noch zu schaffen macht. Ganz ehrlich, schon nach wenigen Sprints denkst du, dir zerreisst es die Lunge. Auch beim Fußball haben die Bolivianer eine Sonderform erfunden; diese nennt sich Futsal. Überhaupt sind die Bolivianer fußballverrückter wie kein anderes Volk, dem ich je begegnet bin – außer unserem vielleicht. Allein hier in La Paz gibt es 3 Top-Fussballclubs: The Strongest, Bolivar und FC La Paz. Wir wollen demnächst auch mal ins Stadion gehen – jetzt müssen wir uns nur noch für eine Mannschaft entscheiden. Auch im Fitnessstudio bin ich seit Freitag angemeldet. Das Fitnessstudio ist zwar kleiner als ein Wohnzimmer und die Geräte sind auch äußerst rar, aber der Monatsbeitrag beträgt gerade einmal 5 €.
Nun auch noch Etwas zum Kulinarischen. Hier in Bolivien isst man Kartoffeln, Gemüse, meist scharf und v.a. sehr viel Fleisch. Das bolivianische Nationalgericht nennt sich Pique Macho, was im Grunde nichts anderes ist als ein großer Fleischberg, der besteht aus allen möglichen Sorten Fleisch. Sehr typisch sind auch die gebratenen Bananen, die zu fast jeder Speise serviert werden. Zum trinken gibt’s Cola, Wein oder Bier (hauptsaechlich Pilsener).
Des Weiteren waren wir vorigen Dienstag das erste Mal richtig ¨fuhrt¨. Die Diskotheken hier sind eher klein, den Alkohol gibt’s aus Eimern, Reggaeton, Perreo, Latinas, einfach alles, was ein Sebito so braucht. Da ist es schade, dass wir dieses Wochenende nicht weggehen konnten. Das lag daran, dass am Sonntag Wahlen waren und deshalb alle Lokalitäten für 48 Stunden- also das ganze WE – schließen mussten… damit die Bolivianer wohl nicht besoffen zum Wählen gehen??? Nicht einmal Taxis durften fahren, da waren die Straßen wie leergefegt.
Apros, Evo Morales bleibt nach einem grandiosen Wahlsieg (64% Zustimmung) bolivianischer Präsident. Die Wahlen verliefen im ganzen Land überraschend friedlich und ruhig
(3 Mal Holzklopf).
Übrigens habe ich noch gar nicht erwähnt, wie ich hier wohne: Also, ich lebe zusammen mit den 14 anderen Volontären von meiner Fundación zusammen in einem riesigen Haus. Mein Zimmernachbar heisst Fidel und wir besitzen das beste Zimmer der WG – eine Suite im ersten Stock, einziges Balkonzimmer (mit Blick über die Berge), die Bolivienflagge hängt vom Balkon hinab, die Kubaflagge vom Fensterriemen- eine Deutschlandflagge suchen wir seit mehreren Tagen verzweifelt; mein Bett, mit dem Schlafsack, der noch 3 zusätzliche Decken und eine Wärmflasche benötigt, um mich ausreichend zu wärmen, steht in diesem Zimmer. Einzige Hoffnung, dass es bald Gott sei Dank Frühling werden soll – dann wird es nachts wärmer und bleibt laenger hell.
Auch habe ich bis jetzt noch nicht von den Straßenkötern hier in La Paz erzählt. Es ist nämlich so, dass die Stadt, v.a. wenn es dunkel wird, „von Hunden regiert wird“.
So kann es gut passieren, dass, wenn man abends in die Disko geht, 3 Hunde auf dem Gehsteig an einem vorbeispazieren, ganz so als hätten sie auch ein bestimmtes Ziel, das sie verfolgen. Die Hunde sind aber im Normalfall ganz zahm, sodass ich mir keine Sorgen machen muss, da ich die Tollwutimpfung ja entbehre.
Und nun die wichtigste aller Informationen: Nach langen Diskussionen und viel hin und her steht die Projekteinteilung nun endgültig fest. Meine Projektstelle nennt sich Casa Betania.
Mein Aufgabenbereich ist zweigeteilt:
Apoyo pedagógico: Lehreraufgaben, Englischunterricht, Hausaufgabenhilfe, Musikalisches,
Sport, Freizeitgestaltung
Guardería: Aushilfe im Kindergarten, Kinder zum Arzt begleiten, Familienbesuche
und Sozialarbeit, Vermittlung zu anderen Projekten der Fundación
Das sind zumindest theoretisch meine Aufgabenbereiche. Genaueres weiß ich noch nicht, denn mein erster Arbeitstag ist erst morgen. Nebenbei besteht bei meiner Arbeitsstelle noch der große Vorteil, dass diese von unserem Haus innerhalb von 10 Minuten zu erreichen ist.
Das wars dann auch schon wieder für heute. Da mich in letzter Zeit mehrere nach meiner Telefonnummer hier in Bolivien gefragt haben, möchte ich diese nun bekannt geben.
Ich bin hier im Haus unter der Telefonnummer 00591 / 22731972 zu erreichen. Vor die Nummer sollte man jedoch noch eine billige Vorwahl vorwählen, z.B. die 01015; da kostet das Gespräch nur wenige €/Cent pro Minute. Also das wars jetzt endgültig.

Aaales Klar und biiis dann,
Ciao, Sebi

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie gehts wie stehts?????


Und wie sind die Chicks so in Bolivien?????????Schon eine am Haken???????!!!!!Bring mir auch eine mit!!!!!Ist die Arbeit hart??(Irgendwann muss mans ja lernen!!!).Schreib mal öfter was in dein Blog!!!!

Fette Grüße aus Dorfen von...,man sieht sich!!
dein Bruderherz Reeezaboy,Papa,Ina,Shirin,Masterboss

Anonym hat gesagt…

So weit, so gut mein lieber Gefährte! Aber Englisch lernen, oder besser gesagt lehren?! Hast du dir das gut überlegt? Aber zur Entwicklungsarbeit gehört auch die Sprachentwicklung und so werden die Bolivianer sicher neue Wortkreationen wie Wheelhouse und Earlypiece von einem frontpicturly Lehrer erlernen! Beste Grüße; Jesus

Andi Bauer hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Andi Bauer hat gesagt…

ich finds super was du machst. du kannst deinen Schülern ja in deine "old german sentences" einweihen. wann (deutsche uhrzeit) kann man dich denn so erreichen?

machs gut

Anonym hat gesagt…

Freu mich immer wenn ich was neues in deinem Blog entdecke. Hab dir gerade auch eine email geschrieben.
Schau doch mal rein
Mama