Mittwoch, 12. November 2008

Gschicht`n aus Cochabamba, RBD-Konzert und Sorata-Ausflug

Hallo Muenchen,

wie immer nach einer laengeren Funkstille, bin ich hier wieder mit den wichtigesten News aus Bolivien, und zwar in aller Fuelle und Ausfuehrlichkeit.
Zuerst mal Etwas zu unserer Gruppenfahrt nach Cochabamba, welche jetzt mittlerweile auch schon wieder fast 4 Wochen her ist. Und mal sehn, an was ich mich da jetzt noch so erinnern kann, mein Gedaechtnis ist naemlich auch nicht mehr das, was es einmal war, das mag wohl v.a. an der Hoehe liegen, da fehlt Einem manchmal wirklich der Sauerstoff zum denken.
Also Cochabamba, oder einfach nur "Cocha", wie die Bolivianer es nennen, ist eine andere bolivianische "Grossstadt", welche eine ca. achtstuendige Busfahrt von der Metropole La Paz entfernt liegt. Der bedeutende Unterschied zur Andenmetropole La Paz ist jedoch, dass Cocha deutlich tiefer gelegen ist, im "Vorandenland" koennte man fast schon sagen, somit ist das Klima auch deutlich waermer und die Menschen sind auch irgendwie anders drauf. Das wohl Beruehmteste an Cochabamba ist sein Essen, ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie so Viel gegessen wie an jenem Abend in Cocha; ich war so voll, dass ich spaeter in der Disko kaum mehr stehen, geschweige denn mich noch in irgendeiner Weise bewegen konnte, und voll war ich wirklich nur vom Essen ;) Des Weiteren befindet sich in Cocha die groesste Christus-Statue Suedamerikas, sogar noch groesser als die - jedoch bei weitem bekanntere - in Río de Janeiro. Die Statue befindet sich auf einem Berg, dessen Besteigung aber lange nicht so schwer viel wie das taegliche Auf und Ab hier in La Paz, du hast in Cocha einfach die Luft zum Atmen, welche dir hier in La Paz fehlt. Was auch anders ist, ist die Mentalitaet der Bevoelkerung von Cocha, was mir v.a. bzgl. der Frauen aufgefallen ist. Abgesehen davon, dass die "Cochabambinas" anders aussehen als die "Paceñas" - die Frauen aus Cocha sind einfach, wie man sich richtige Latinas so vorstellt, die Paceñas sehen eher irgendwie indianisch-andenmaessig aus, "Pocahontas" sagen wir manchmal dazu, was aber keinesfalls heissen soll, dass nicht auch dieser Typ Frau eine unglaubliche Schoenheit besitzen kann -, jedenfalls abgesehen von dieser aeusserlichen Verschiedenheit, sind die Cochabambinas irgendwie offener, aufgeschlossener, dynamischer in ihrem Lifestyle, ich weiss nicht wie ich es ausdruecken soll, aber irgendwie einfach latina-maessiger. Nicht selten kam es vor, dass sie vor uns auf der Strasse leicht bekleidet getanzt haben, uns angeredet haben, ein unglaublicher Scham einfach, eine Aura, unbeschreiblich.

Cochabamba hat ein wunderschoenes Stadtzentrum mit einem riesigen Markt, auf dem es so gut wie Alles gibt, einen langen Prado (vgl. Fussgaengerzone) mit Palmen, vielen Restaurants und schoenen Strassencafés, einen riesigen Brunnen usw., aber nur ein 10- minuetiger Fussmarsch von jenem Zentrum aus, und du befindest dich mitten in den typischen Favelas Suedamerikas, Nichts mehr von Palmen, Brunnen, staedtischer Individualitaet und schoener Luxus-Pracht, nein, hier herrscht pure Armut und sonst gar Nichts. Und die Armut ist dort noch auffaelliger als hier in La Paz, da das Stadtbild eben so ambivalent ist. Es gibt Bettler ueber Bettler, Kinder, die mit 5 Jahren zu stehlen anfangen und am Strassenrand liegen Menschen ueber Menschen, bei denen man nicht weiss, ob sie tot sind, ihre letzten Atemzuege tun, oder einfach nur besoffen oder vom staendigen Kleber-Schnueffeln betaeubt sind.


Aber im Grossen und Ganzen war es ein sehr gelungener Gruppenausflug nach Cochabamba, zumal auch noch ein guter bolivianischer Freund meinerseits "Neco" dabei war, der uns die Stadt zeigte und uns zu den "heissesten" Brennpunkten fuehrte; wir hatten auf Jedenfall ne Menge Spass zusammen und mal wieder die Gelegenheit zum 'Durchatmen'.

Hier die visuelle Veranschaulichung:



Die Klapse macht Ausflug


Der Jesus von Cochabamba



Wisin & Fidel vor der Jesusstatue


Neco, Yo y el Resto - En la Cumbre


Waer das nicht ein Cover fuer das neue Sebito-Album?!


Der Scheich von Cochabamba und seine Knechte (im Hintergrund)


"La Cocha Linda": Der Brunnen am Prado



Die schoenen Seiten der Stadt


Punkt 2: RBD-Konzert. Die meisten Leute, denen ich erzaehlte, ich wuerde zum RBD-Konzert gehen, schauten mich nur unglaeubig an, bevor sie dann meinten "Bist du jetzt endgueltig schwul geworden?" Andere simulierten, wie sie sich den Zeigefinger ganz tief in den Rachen stecken, und meinten dann "¡Qué Asco!" (dt. "Wie Ekelhaft"). Nein, die Sache ist einfach die, RBD oder urspruenglich "ReBelDe" ist eine mexikanische Rock-Pop-Band, vllt. mit Brosis oder den No Angels vergleichbar, die sich gerade auf ihrer Abschiedstourne befindet, da naemlich der homosexuelle Frontman der Gruppe "Giovanni" die Band verlaesst, da er zu seinem Lebensgefaehrten nach Kanada ziehen will (oder so). Ich persoenlich war eigentlich nur auf dem Konzert, da ich einige Reggaeton-Remixes der Gruppe kannte - welche dann aber dummerweise eh nicht gespielt wurden, da man die Rechte an Luny Tunes leider nicht erwerben konnte, Schade, Schade... - jedenfalls nicht, weil ich wie die vielen 13-jaehrigen Maedchen vorne in der ersten Reihe stand und kreischte, und hierbei muss man sagen, dass der Frauenanteil unter den Zuschauern deutlich ueberwog. Und das Traenenmeer bei den Maedchen war unglaublich; schon nach einer halben Stunde, nachdem Giovanni den Zuschauern euforisch zurief "RBD wird nie zu Ende gehen, es wird immer in euren Herzen weiterleben..." mussten die ersten ohnmaechtig gewordenen Fanatics von der Ambulanz vom Campus getragen werden... ja ja, da kam fast schon "Take That" - Fieber auf. Aber keine Angst, ich bin noch ohne groesseren geistigen Schaden davongekommen und auch immernoch Hetero.
Hier ein Foto vom Konzert im Hernando Siles Stadium, die Abend - Atmosphaere war trotz Allem hammer:




So, da wir das jetzt auch klargestellt haben, moechte ich nun zu meinem letzten Punkt kommen, naemlich zu unserem kleinen Wochenendausflug ueber Allerheiligen nach Sorata, etwa 4 Stunden im Bus von La Paz entfernt, nordoestlich vom Titicacasee gelegen. Das kleine idyllische, aber sehr turistische Dorf liegt auf ca. 2600 Meter Hoehe - also gute 400 Meter tiefer als La Paz - in einem gruenen Andental, rundrum die teils schneebedeckten und in den Wolken versinkenden Berge, so wie u.a. der beruechtigte Illiampu. Das Besondere an Sorata ist nich die Stadt an sich, welche gerade einmal aus einem Dorfplatz, einem Friedhof, einer Tanzbar und etlichen Restaurants und Hotels besteht, sondern eher die Natur drum herum. Das feucht-tropische Klima erlaubt eine einzigartige Vegetation und die hohen Berge im Umkreis scheinen einen fast zu erdruecken, oder besser gesagt, man fuehlt sich verloren im Nichts. Die Menschen dort, hauptsaechlich Bauern (abgesehen von den hunderten von Turisten, die zur Sommerfrische aus La Paz kommen) sind ruhig, die Stimmung ist entspannt... das perfekte Oertchen also, um einfach mal vom Arbeitsalltag abzuschalten. Doch nicht nur die Landschaft ist berauschend, sondern auch die Leute, denen wir auf unserer kleinen Reise begegnet sind waren es, oder sollte man eher sagen berauscht ?!) Nein, also los ging es schon mit dem Spass bei unserer Abfahrt hier von La Paz: Unser Busfahrer, ein recht junger Bolivianer mit Schnurrbart, sah uns ganz unglaeubig an, als wir ihm eroeffneten vorne zu zweit (Fidel und Ich) auf dem Beifahrersitz seines Minibusses zu sitzen, zumal wir die beiden groessten Menschen darin waren und ein Sitz schon fuer 2 Beine dieser giraffenartigen Laenge kaum ausreicht, wie denn dann erst fuer 4 ??? Doch mit viel Reggaeton und zwei Maedels, die wir im Bus kennenlernten und dann auch Nachts auf dem Friedhof wiedersahen, liess sich die Busfahrt ganz gut aushalten, sagen wir mal so: Wir haben´s ueberlebt. Viele von euch sind bei dem Wort "Friedhof" gerade sicher stutzig geworden. Was macht man als normalsterblicher Mensch Nachts auf einem Friedhof in Bolivien? Ich will es sogleich verraten. Wie ich vorher schon erwaehnt habe, war jenes Wochenende, an dem wir in Sorata waren, das Wochenende von Allerheiligen und da ist es hier in Bolivien Brauch, mit den Toten zusammen ein riesiges Fest zu feiern, und das natuerlich auf dem Friedhof. Man hatte mir zwar mehrmals ausdruecklich empfohlen, dass ich zu diesem aussergewoehnlichen Event keinesfalls gehen sollte, aber das machte mich natuerlich nur noch viel neugieriger und so stieg ich um 12 Uhr Nachts zusammen mit jener Freundin aus dem Minibus die Treppen zum Friedhof von Sorata hinauf, und dort sah ich, was ich besser nicht gesehen haben sollte: Der Geruch von Alkohol so stark, dass er mich fast schon am grosssen Eingangstor erstickte, danach war es nicht gerade leicht mir den Weg durch die Alkoholleichen - Frauen und Maenner jeden Alters -, welche leblos am Boden lagen, hin zum Hauptplatz zu bahnen. Dort offenbarte sich mir dann ein schon fast schaudriges Spektakel; die besoffenen Bauern, wie sie zusammen mit ihren Cholitas (dt. bolivianische Bauersfrauen) zwischen Feuerstellen, Muellhaufen, Schlamm und den Graebern der Verstorbenen zu lauter bolivianischer Volksmusik tanzen; Cholitas, die zu besoffen waren, fielen beim tanzen einfach um und blieben ebenfalls leblos einfach im Dreck liegen. Ein fast schon daemonisches Spektakel und ich weiss auch nicht, ob das so ganz im Sinne der Toten ist, aber nun gut, ich will bolivianische Traditionen nicht in Frage stellen. Danach wollte ich ganz schnell nur noch zurueck in mein Hotel. Ich schlief zusammen mit Fidel nicht in einem normalen Hotelzimmer, sondern in einer Art Abstellraum im Keller der Anlage - alle Gaestezimmer in ganz Sorata waren zum Zeitpunkt unserer Ankunft schon besetzt, so, dass wir eigentlich noch Glueck hatten und wir mussten nichtmal fuer die Uebernachtung bezahlen. Dafuer eroeffnete uns unser Freund der Hotelbesitzer Don Carlos vor dem schlafen gehen noch, dass er ein perverser Spanner ist, der Nachts die Leute durch ihre Zimmerfenster beobachtet und deshalb das Hotel nicht nur wegen seiner guten Aussicht auf die Berge "Hotel Mirador" hiesse... nun, auch solche Leute sollte man kennen. Am naechsten Tag, noch etwas verwirrt von all den Erlebnissen vom Vortag, und nach einem guten Fruehstueck machten Fidel und ich uns auf den Weg - zu Fuss - zu den "Cuevas de San Pedro" -ausserhalb von Sorata-, einer der groessten Tropfsteinhoehlen ganz Suedamerikas und nach vierstuendiger Wanderung kamen wir verdurstet und vertrocknet, da wir an ein Getraenk nicht gedacht haben, bei der Hoehle an, wo es dann Gottseidank eine kleine Bar gab, die wir leertranken. Die Hoehle an sich ist bombastisch. Erst bist du noch Draussen unter tropischer Sonne und an einem Ort, der dir an sich schon so unwirklich paradiesisch vorkommt, und dann trittst du ein in tiefes Gestein und betrittst eine dunkle Hoehle von riesigem Ausmasse, sogar ein See befand sich da mitten im Berg; der Ort erinnerte mich ein wenig an den Film "Reise zum Mittelpunkt der Erde". Nach Austritt aus der Hoehle blieb uns noch eine halbe Stunde fuer den Weg zurueck nach Sorata, wo der Bus nach La Paz schon auf uns wartete: Wie ein Wunder konnten wir ein Taxi mitten in der Wildnis aufgabeln. Im letzten Moment kamen wir an in Sorata und bei unserem Bus, der uns zurueck nach La Paz brachte. Ich schlief diesmal die ganze Busfahrt. Zurueck in La Paz fiel ich totmuede ins Bett mich gar freuend, dass nach all den Kuriositaeten wieder der Alltag einkehrt.

Fotos von der Abenteuerreise:

Sorata - Ein Paradies



Ich und Annelie...


...bei einer Flusswanderung



Und die Andren warn natuerlich auch dabei !!!




Diesem Wegweiser sind wir vergeblich gefolgt !!!




So, wie ich mir Suedamerika immer vorstellte...





Sonnenuntergang in Sorata





Unsere Absteige in Sorata




Aufbruch zu den "Cuevas" bei Regen...



... der sich aber schnell verzog




Blick in die Weite der Anden




Halbverdurstet angekommen ...



... musste ich dann erstmal ein Wenig trinken !!!




In der Tropfsteinhoehle: Ich und Fidel




Abschied aus dem Paradies: Vor der Rueckfahrt nach La Paz

Zum Schluss noch eine kleine Notiz fuer Alle, die den neuen James Bond "Quantum of Solace" schon in den Kinos gesehen haben oder noch sehen werden. Ein grosser Teil des Films spielt ja bekanntlich in Bolivien, bzw. dies wird dem Zuschauer sugeriert; doch in Wirklichkeit ist dem nicht so. Da den US-Filmproduzenten die Dreherlaubnis in Bolivien von der semisozialistischen bolivianischen Regierung verweigert wurde - u.a. weil im Film zwei "bolivianische Polizisten" brutal von 007 niedergemetzelt werden- , spielt der neue Bond-Film naemlich nicht in Bolivien sondern in Chile, welches jedoch Bolivien darstellen soll.
Da es in Chile jedoch nicht so aussieht wie in Bolivien und La Paz in Wirklichkeit viel charakteristischer und viel moderner ist als es im Film rueberkommt, vermittelt der Film kein realitaetsgetreues Bild von der Stadt, in der ich mich gerade aufhalte; ganz abgesehen von solchen Falschheiten wie der Aufschrift auf dem Flughafen, auf dem James Bond hier in Bolivien handelt: "Aeropuerto La Paz"; die Sache ist nur die, dass es in La Paz gar keinen Flughafen gibt, sondern jener sich in El Alto befindet. Euch moegen diese Dinge jetzt wahrscheinlich banal vorkommen, aber wir haben uns hier mit den ganzen Bolivianern im Kino wahnsinnig darueber amuesiert. Schaut euch den Film aber trotzdem an, dann wisst ihr vielleicht wenigstens, wie es hier vor 100 Jahren aussah, was dann zumindest ein Quantum Trost ist ;}

Und jetzt noch eine kleine Information fuer Alle, die mich hier telefonisch erreichen moechten.
Am Bessten bin ich zu erreichen Montag-Freitag gg. 22.30 Uhr deutscher Zeit oder am Wochenende ab 17 Uhr deutscher Zeit. Die Zeitverschiebung liegt jetzt nur noch bei 5 Stunden, da es in Deutschland mittlerweile Winterzeit ist.Wenn ihr mal nicht durchkommen solltet oder ich mal nicht Daheim sein sollte, dann probiert es einfach spaeter nochmal oder wechselt eure Vorwahl; die 01015 und die 01067 funktionieren eigentlich am Bessten und sind am guenstigsten.

Mehr faellt mir jetzt auch gar nicht mehr ein und deshalb verabschiede ich mich auch schon oder sollte man besser sagen endlich ¡?¡ fuer heute.

Also Dann bis Denne;

Ciao, Sebas

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ich find das scheisse. ich kauf mir james bond auf dem schwarzmarkt(der is verboten, wegen den boesen englaendern und den nackten frauen)und denk ui jetzt seh ich auch noch wie es in la paz aussieht und dann is das chile. das find ich jetzt fast so scheisse, wie, dass der film nach la paz keinen ton mehr hatte..er hatte aber eine nintendo-verpackung